Wie geht eigentlich Hochschulpolitik? – Ein Blick hinter die Kulissen des Prüfungsgeschehens

In den vergangenen Wochen haben uns viele Anfragen von euch erreicht, darunter auch viel Frust und Unsicherheit – das verstehen wir sehr gut. Als Fachschaft und vor allem als eure Fakultätsratsvertreter*innen ist es unsere Aufgabe, eure Wünsche und eure Position zu vertreten. Wie wir das in den vergangenen Wochen versucht haben und was die nächsten Schritte sind, möchten wir euch heute näherbringen. 

Wer macht was? 

Die Entscheidung die Prüfungsphase komplett auf den Kopf zu stellen, war keine einfache. Viele verschiedene TUM-weite Vertretungen und Gremien waren involviert und haben versucht, die bestmögliche Lösung zu finden. Im Folgenden wollen wir euch einen kurzen Überblick über die Gremien und Institutionen geben, die in unseren Erläuterungen später auftauchen. 

  • Vorstand Lehre: TUM-weites Gremium, das sich mit allen Angelegenheiten rund um Studium und Lehre befasst (siehe auch: Vorstand Lehre auf der ASTA-Homepage
  • Fachschaftenrat: TUM-weites Gremium, in dem sich Vertreter*innen aller Fachschaften treffen, um über aktuelle Themen zu diskutieren (Link zum Blog-Beitrag
  • Geschäftsführung der Fakultät Maschinenwesen: Leitung der Fakultätsverwaltung
  • Studienbüro/Student Office: Das Studienbüro kümmert sich fakultätsintern um alle Prozesse, die mit Studium, Lehre, Prüfungen etc. zu tun haben.  
  • Hochschulpräsidium: Das Hochschulpräsidium leitet die TUM und trägt die Verantwortungen für hochschulpolitische Entscheidungen und die Entwicklung der TUM. 
  • Fakultätsrat: Höchstes beschlussfassendes Gremium der Fakultät (Link zum Blog-Beitrag
  • Fachschaftsausschuss: Fakultätsinternes studentisches Gremium (Link zum Blog-Beitrag

Donnerstag, 28. Januar, ca. 21 Uhr 

Die Information über geplante Änderungen der Vorschriften bezüglich der Prüfungen erreicht uns über die studentischen Vertreter*innen im Vorstand Lehre im Fachschaftenrat. Zu diesem Zeitpunkt hat das Hochschulpräsidium die Vorschriften allerdings noch nicht beschlossen und viele Detailfragen sind noch ungeklärt. Aus diesem Grund werden wir gebeten, die Information vertraulich zu behandeln. Das bedeutet für uns: Unser erstes Ziel ist es, von der Fakultät so viele Informationen wie möglich zu bekommen und uns gleichzeitig überlegen, was unsere Prioritäten für die anstehenden Prozesse sind. Wir möchten euch erst informieren, wenn die Entscheidung final feststeht und wir klare Regeln kommunizieren können. 

Freitag, 29. Januar, vormittags 

Im Telefonat mit der Geschäftsführung wird deutlich, dass auch die Fakultät bisher nur wenige Informationen bekommen hat und diese vorläufig sind. Darum heißt es abwarten, bis wir verlässliche Informationen haben, was erst nach dem Wochenende der Fall sein wird. Leider sickert in der Zwischenzeit die Information über andere Kanäle bereits an die Studierenden durch. Dass weder wir noch die Fakultät euch zu diesem Zeitpunkt informieren, liegt vor allem daran, dass die Vorschriften noch immer nicht offiziell feststehen. Anstatt vorläufige Informationen zu verbreiten, möchten wir euch sichere Fakten liefern. 

Montag, 01. Februar 

Zwei Tage vor der Fakultätsratssitzung findet wie immer die Fakultätsratsvorbesprechung für alle nicht-professoralen Mitglieder des Fakultätsrats statt, bei der uns die Geschäftsführung die Themen der Sitzung schon einmal näherbringt. Dort äußern wir und auch andere Statusgruppen unseren Unmut über die Kurzfristigkeit und Intransparenz der Entscheidung. Es wird lange über die Konsequenzen diskutiert. Wir erfahren, dass die endgültige Entscheidung am Dienstag im Hochschulpräsidium fallen wird. Danach wird die bindende Vorschrift an die Prüfer*innen gehen. Am Abend erreichen wir das Studienbüro telefonisch und erfahren, dass der Bachelorprüfungsausschuss in enger Zusammenarbeit mit den Prüfer*innen unter Hochdruck daran arbeiten, Lösungen für die Bachelor-Pflichtfächer zu suchen. Eine Mail an die Student*innen von den Prüfungsausschüssen sei in Vorbereitung und soll am nächsten Morgen verschickt werden. Wir erfahren aber auch, dass einige Prüfer*innen nun planen, ihre Prüfungen ersatzlos ausfallen zu lassen und die Durchführung der GOPs noch nicht geklärt ist. Im Fachschaftsausschuss berichten wir über den aktuellen Stand. 

Dienstag, 02. Februar 

Wir Fakultätsratsvertreter*innen treffen uns über Zoom, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Per Mail richten wir uns anschließend an den Vorsitzenden des Bachelorprüfungsausschusses, den Studiendekan und das Studienbüro und fordern, dass die Priorität auf einer geordneten und fairen Durchführung der GOPs liegen soll. Weiterhin soll ein Prüfungsausfall bei den Bachelorpflichtfächern vermieden werden. Außerdem versichern wir uns nochmal, dass die verkürzte Frist zur Prüfungsabmeldung gilt, sodass jede*r Student*in nach Bekanntgabe des Prüfungsformats noch die Möglichkeit hat, sich zu entscheiden, ob er*sie die Prüfung schreibt. Die Mail der Bachelorprüfungsausschüsse wird an die Studierenden verschickt und auch wir sind mit dem Inhalt nicht ganz glücklich. Wir entschließen uns, Feedback zu sammeln und zu geeignetem Zeitpunkt an die entsprechenden Stellen weiterzuleiten. 
In Gesprächen mit den Erstsemestersprecher*innen erfahren wir von der enormen Verunsicherung und vom Frust unter den Erstsemestern, was uns sehr beunruhigt.  

Mittwoch, 03. Februar 

In der Fakultätsratssitzung erfolgt eine stundenlange Diskussion über die gesamte Prüfungssituation. Die Professor*innen äußern ihren Unmut darüber, dass die Regularien undurchsichtig sind und jegliche Verantwortung an die Prüfer*innen abgegeben wird. Es wird nach Lösungen gesucht, wie die unterschiedlichsten Prüfungen dennoch durchgeführt werden können. Auch die Professor*innen sind überrumpelt und geben sich alle Mühe, das Beste aus der Situation zu machen. Sie machen deutlich, dass ihre Priorität darin liegt, den Studierenden eine Prüfung anzubieten, damit für sie aus der Situation so wenig Schaden wie möglich entsteht. Wir berichten ausführlich darüber, dass viele Erstsemesterstudierende ernsthaft mit dem Gedanken spielen, das Studium abzubrechen und bemängeln auch die Kommunikation – dies wird mit großer Sorge vor allem von den Dekanen aufgenommen, die sich daraufhin noch einmal mit dem Präsidium in Kontakt setzen.  

Nach diesem Tag haben noch diverse Gespräche stattgefunden und wir haben auch von euch viel Feedback bekommen. Wir sind froh, dass bisher erreicht werden konnte, dass zumindest die Bachelorpflichtprüfungen stattfinden – auch wenn wir wissen, dass die Verschiebung und/oder die Änderung des Prüfungsformats alles andere als ideal ist. Im Referat für Hochschulpolitik wurde in der letzten Woche noch einmal ausführlich darüber diskutiert, dass wir Feedback an die zuständigen Stellen weitergeben wollen, vor allem zur Kommunikation. Die Ausformulierung dessen ist zurzeit in Arbeit.  

Wir hoffen, dass wir euch mit diesem Artikel einen kleinen Einblick geben konnten, was an hochschulpolitischer Arbeit läuft, wenn solche Nachrichten bei uns eintrudeln. Unser Job ist die Vertretung eurer Interessen und diese Aufgabe nehmen wir auch sehr ernst. Auch wenn wir nicht immer erreichen können, was jede*r Einzelne sich wünscht, möchten wir doch besonders in diesen schwierigen Zeiten allen zur Seite stehen und dafür sorgen, dass euer Studium so rund läuft, wie es nur geht! 

Kontakt: fr@fsmb-ikom.de

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