Eindrücke der bauma 2022
Bei diesem Anblick geht vielen MWler*innen das Herz auf. Diejenigen, die sich seit klein auf hierfür interessieren kommen nicht nur auf ihre Kosten, sondern haben vielleicht auch ihren Maschinenbauspaß des Jahres: Riesenkräne, Riesenbagger, Riesenbohrmaschinen, Riesenlaster: Das ist die bauma 2022.
Auf einer Fläche von insgesamt über 600.000 qm Fläche bewerben die größten Baufirmen aus aller Welt ihre neuen Produkte und Innovationen rund ums Thema Bauwesen. Die diesjährigen Leitthemen waren neben neuen Bauweisen und Materialien, dem Weg zu autonomen Maschinen und effizientem Bergbau auch das Konzept der digitalen Baustelle sowie Nachhaltigkeit durch Null-Emission.
Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass die Baubranche für einen großen Anteil der globalen CO2 Emissionen verantwortlich ist: ca. 38%. Die Hälfte dieser wiederum entsteht bereits bei Herstellung und Verarbeitung der Baustoffe. Wenn die Bauindustrie ein Land wäre, hätten nur China und die USA mehr Emissionen. Jede Woche wächst die weltweit bebaute Fläche um die Größe von Paris. Es muss sich also dringend etwas tun. Darum bewerben sich dieses Jahr auch Firmen wie Sonocrete, deren Ziel eine CO2-freundiche Betonherstellung ist. Das wollen sie bspw. durch eine Maschine bewerkstelligen, welche durch den Einsatz von Ultraschall die Hydration vom Zement beschleunigt. Als Ergebnis muss er weniger wärmebehandelt werden. Dieser deutlich weniger dichte Zement kann bei deutlicher Energieersparnis mit klassischem mithalten.
Auch alteingesessene Firmen wie Liebherr müssen mit der Klimaumwälzung mitgehen: zu sehen waren Prototypen von H2-Motoren, die herkömmliche in Zukunft ersetzen sollen. (Hierfür muss allerdings erst einmal die H2-Gewinnung effizient werden).
Bis allerdings alle Maschinen klimaneutral werden, haben wir noch einen weiten Weg vor uns. Der ebenfalls dieselbetriebene Vorgänger des neuen Liebherr Mining Truck T 274 verbrauchte über 170 Liter Diesel pro Stunde. Nun befindet sich die Maschine im Emissionsstandard EPA Tier 4, was so viel heißt wie, dass die CO2-Emissionen die gleichen wie bei Tier drei bleiben, jedoch mit deutlich weniger NOx und Aerosol- Emissionen. Hier kann auch Diesel mit niedrigem Schwefelgehalt (ULSD) mithalten. Die 3648 PS des T274 sind zwar noch immer seinem Dieselmotor zu verdanken, es gibt aber die Möglichkeit ihn ähnlich wie eine E-Lok per Oberleitung laufen zu lassen, was bei langen Strecken sicher eine enorme Schadstoffeinsparung bewirkt.
Neue Lösungen wurden auch im Rahmen des Autonomen Bauens präsentiert. So konnte man über den 3D-Druck eines kleinen Hauses staunen und andere neue Technologien begutachten, beispielsweise das Aufspritzen von Beton auf ein stehendes Stahlgerüst. Um Aufmerksamkeit unter den großen Spielern zu erlangen, bedienten sich kleinere Firmen kreativer Lösungen, wie von einer Violinistin gespielte bekannte Popsongs auf einem Podest.
Die Bauma hat einige interessante Lösungsansätze für die Krise unserer Zeit vorgestellt. Ob das Tempo unserer Entwicklung reicht, um der Klimakrise entgegenzuwirken, ist jedoch infrage zu stellen. Trotzdem hat sie als größte Messe der Welt ihrem Einfluss alle Ehre gemacht und dank ihrer diesjährigen Leitthemen hoffentlich wichtiges Gedankengut in die Baubranche gebracht.
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