Die Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt (oder kurz: WARR) ist mit über 180 aktiven Mitgliedern die größte Studentengruppe der TUM. 1962 noch als reines Raketenprojekt gegründet arbeiten wir heute bereits in 5 Teams an unterschiedlichen Projekten rund um das Thema Weltraum.
Das Jahr 2021 beginnt für uns, wie für die meisten: schleppend. Die Pandemie hat die Welt, Deutschland, Bayern, Garching und damit auch unsere kleine Werkstatt unter der alten Mensa fest im Griff. „Bis auf weiteres geschlossen“ wird diese noch im Dezember 2020, ebenso wie unsere Räumlichkeiten im MW-Gebäude.
Es gilt, die Zeit kreativ zu überbrücken, um nicht ausschließlich in der Tristesse des digitalen Unibetriebs mit seinen endlosen Zoom-Vorlesungen versinken zu müssen.
Unser Satellitenteam WARR move entwickelt dazu eine Möglichkeit, per Fernzugriff auf ihre Satellitenhardware weiterarbeiten zu können. „LARSS“, der Mondrover unseres WARR exploration Teams, zieht aus der Werkstatt aus und findet auf dem angespannten Münchner Wohnungsmarkt überraschend schnell ein neues Zuhause. Unser WARR space elevator Team, das sich (wie der Name unschwer vermuten lässt) mit der Vision eines Weltraumaufzuges beschäftigt, vertieft sich in die Planung und Konstruktion der neuesten Version ihres „Grakslers“. WARR rocketry und WARR space labs stampfen sogar komplett neue Missionen aus dem Boden.
Dann, am zehnten Mai schließlich, nach fünf langen Monaten online Abstinenz, öffnet unsere Werkstatt offiziell wieder. Startschuss für den Restart. Endlich nimmt auch unsere Projektarbeit wieder voll an Fahrt auf.
WARR exploration
Durch die späte Wiedereröffnung der Werkstatt ist unser WARR exploration Team bereits ordentlich unter Zeitdruck geraten. Über unzählige Tag- und Nachtschichten gelingt es dann allerdings doch: LARSS wird Mitte Juli rechtzeitig fertig für die IGLUNA 2021. Auf dem von der Schweizer Space Innovation organisierten Event wird der Mondrover auf dem Berg Pilatus, ferngesteuert vom Control Room in Luzern, erfolgreich getestet.
WARR move
Für unsere Satellitentechnik beginnt die heiße Phase bereits Mitte Juni. Für ihren sich aktuell in der Entwicklung befindlichen Satelliten MOVE-III finden die ersten Tests statt. Beim Start eines ersten Höhenballons wird die entwickelte Software, Elektronik und Mechanik das erste Mal zusammengesetzt und unter weltraumähnlichen Bedingungen erprobt. Im Oktober gelingt ihnen außerdem noch ein zweiter erfolgreicher Launch auf über dreißig Kilometer Höhe.
WARR space elevator
Mit dem Reopening des MakerSpace und der Werkstatt kann endlich von der Konstruktion des Grakslers in die Fertigung übergegangen werden. Hierfür werden über das Jahr eigens zwei Teststände gebaut, einer für Motor und Bremsen, ein weiterer zur Untersuchung der strukturell wichtigen CFK-Bauteile.
Außerdem wird mit der Planung der EUSPEC (European Space Elevator Challenge) begonnen. Nachdem der von uns ausgetragene Wettbewerb 2020 pandemiebedingt abgesagt werden musste, freuen wir uns schon darauf, im Oktober 2022 wieder internationale Teams auf unserem Campus begrüßen zu dürfen.
WARR rocketry
Mit Nixus ist dieses Jahr in unserer Raketentechnik ein zweites, völlig neues Projekt gestartet. Ziel ist die Entwicklung einer mit Flüssigtreibstoffen betriebenen Rakete, mit der nächstes Jahr beim „Spaceport America Cup“ in New Mexico und der „European Rocket Challenge“ in Portugal gegen andere Studententeams angetreten werden soll. Hierfür wurde dieses Jahr bereits die Arbeit an einem Teststand sowie einem Subscale Triebwerk zum Erproben des Designs gestartet.
Und auch beim Projekt Cryosphere konnten dieses Jahr entscheidende Fortschritte erzielt werden. Startrampe und strukturelle Bauteile der Rakete befinden sich nun im Bau, das Recovery System in der Entwicklung. Bei einem Triebwerktest im niedersächsischen Trauen konnten außerdem weitere entscheidende Daten für den baldigen Start gesammelt werden. Die im Rahmen von Cryosphere gebaute Hybridrakete WARR EX-III soll dann den europäischen Höhenrekord für Amateurraketen brechen.
WARR space labs
ADDONISS heißt die in diesem Frühjahr entstehende neue Mission unseres WARR space labs Teams. In einem vollautomatisierten Experiment soll die Auswirkung von Mikrogravitation auf die Alterung von Neuronen, unter anderem in einem Alzheimer Modell, untersucht werden.
Und die gute Planung über das Jahr zahlt sich aus. Anfang Dezember gewinnt WARR space labs den vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) ausgerichteten Wettbewerb „Überflieger 2“.
Ende 2022 oder Anfang 2023 steht damit ein weiterer Meilenstein für die WARR an: ADDONISS wird an Bord einer SpaceX Dragon Kapsel gestartet und auf der Internationalen Raumstation getestet!
Raumfahrtkongress und Space Tech Expo
Zum Ende des Jahres stehen für die gesamte WARR noch zwei besondere Highlights an.
Zunächst laden Anfang November unsere Freunde von der Studentengruppe STAR zum Raumfahrtkongress in Dresden. Wir treffen auf viele weitere ambitionierte Studentengruppen aus Stuttgart, Würzburg, Friedrichshafen und Darmstadt und auf ein reges Dresdner Nachtleben. Die drei Tage sind perfekt durchgeplant und vergehen wie im Flug. Ein Event, was wiederholt werden muss: wir freuen uns, euch nächstes Jahr alle bei uns in München begrüßen zu dürfen!
Kaum zurück aus dem Osten, machen wir uns auch schon wieder im Eiltempo auf den Weg in den Norden. Last Minute haben wir es geschafft, einen Stand auf der großen Space Tech Expo, der europäischen Raumfahrttechnikmesse in Bremen, zu ergattern (danke fürs Organisieren Brendan, ohne dich hätten wir es nicht mal bis Ingolstadt geschafft). Wir treffen auf viele bekannte Gesichter, viele WARRianer der vergangenen Jahrzehnte, TUM Alumni, kleine aufstrebende Start-Ups und natürlich auch die ganz großen Player, die mit ihren imposanten und aufwendigen Ständen glänzen. Doch auch unser Stand ist rege besucht, besonders unsere kleinen Rover Roverina und Pickle Juice lenken viel Aufmerksamkeit auf sich, wenn sie die Flure der Expo unsicher machen. All die persönlichen Kontakte, die uns Anfang des Jahres noch verwehrt geblieben waren, holen wir jetzt in Bremen nach. Unzähligen Gespräche später kehren wir dann nach drei Messetagen erschöpft aber erfüllt wieder in unsere Landeshauptstadt zurück.
Es war ein gelungener Jahresabschluss für ein besonders herausforderndes Jahr. Wir freuen uns schon auf das nächste.
Auch Lust bekommen, bei uns mitzuarbeiten? Schreibt uns einfach eine E-Mail, dann setzen wir uns gerne mit euch in Verbindung. Die Kontaktdaten und mehr Infos über unsere Teams findet ihr auf unserer Website.
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