1. Was ist die Behauptung?
Eine gängige Behauptung von Klimaleugnern ist: „Das Klima der Erde hat sich schon immer geändert, also erleben wir zurzeit einen natürlichen Klimawandel.“ Diese Aussage werden wir nun durch den Flowchart führen.
2. Was sind die Prämissen und die Konklusion?
P 1: Das Klima der Erde hat sich in der Vergangenheit durch natürliche Prozesse geändert.
P 2: Das Klima ändert sich momentan.
K: Das Klima ändert sich momentan aufgrund von natürlichen Prozessen.
3. Ist das Argument induktiv oder deduktiv?
Ist das Argument induktiv, dann kann man sich anschauen, ob relativierende Worte wie „eventuell“ oder „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ vorkommen. Wenn ja, dann ist das Argument ziemlich sicher falsch. Denn absolute Aussagen schließen alles andere komplett aus.
Beispiele:
Es gibt keinen Klimawandel.
Es gibt keine Beweise, dass die Menschen den Klimawandel verursachen.
4. Wenn es deduktiv ist: Ist es valide?
Zurück zu unserem Argument. Es scheint erstmal deduktiv zu sein, denn die Konklusion lässt sich direkt aus den Prämissen schließen. Trotzdem gibt es viele Möglichkeiten dieses zu entkräften. Die meisten davon sind jedoch schwierig und erfordern umfassende Kenntnisse der Logik. Eine einfache Möglichkeit ist ein Argument mit der selben Struktur anzuführen, was die Absurdität des Arguments aufdeckt.
P 1: Ein Schwan ist vor einiger Zeit an einem natürlichen Tod gestorben.
P 2: Dieser Schwan vor uns stirbt.
K: Dieser Schwan stirbt deshalb auch einen natürlichen Tod.
Absurd, oder?
4a. Gibt es versteckte Prämissen?
Oft stecken hinter einem Argument impliziertes Wissen oder versteckte Annahmen. Wenn man es schafft, diese aufzudecken, dann klingen die Argumente oft schon gar nicht mehr so plausibel.
Die versteckte Prämisse unseres Arguments ist: Wenn etwas in der Vergangenheit eine Ursache war, dann wird es auch in der Zukunft eine Ursache sein. Das ist offensichtlich falsch.
Ein anderes Beispiel:
P 1: Es gibt keine Beweise, dass der Klimawandel menschengemacht ist.
Versteckte Prämisse: Wenn es keinen Beweis gibt, dann existiert etwas nicht.
K: Der Klimawandel ist nicht menschengemacht.
5. Gibt es sprachliche Uneindeutigkeiten?
In der Sprache können sich schwere Fallen verstecken. Es gibt Doppeldeutigkeiten, Synonyme, Ähnlichkeiten und vieles mehr. Bei logischen Argumenten ist es sehr wichtig, die genauen Terminologien zu verwenden und Zweideutigkeit zu vermeiden. Beispielsweise statt Klimawandel zu sagen, lieber spezifizieren ob menschengemacht oder natürlich.
Beispiel:
P1: Nichts ist besser als ewiges Glück.
P2: Ein Käsebrot ist besser als nichts.
K: Ein Käsebrot ist besser als ewiges Glück.
Das Argument ist in sich schlüssig, aber wir alle wissen, dass das Quatsch ist. Das Wort Nichts hat in diesem Fall unterschiedliche Konnotationen und das führt zu einem Fehlschluss.
6. Sind die Prämissen richtig?
Erst jetzt machen wir uns an die Überprüfung der Prämissen. Dieser Punkt ist deshalb ganz am Ende, da hier tatsächlich Wissen benötigt wird. Aber bis hierhin sind die meisten Argumente schon zerstört.
Es scheint unglaublich aufwendig zu sein, bei jedem Argument erst einmal den Flowchart herauszuholen und Schritt für Schritt zu durchlaufen, aber wenn man einmal den Hintergrund kennt, wird deutlich, wie sehr sich die Argumente in ihrer Struktur ähneln. Und hat man ein Argument entkräftet, dann fällt das nächste gleich leichter. Wenn man früher gespürt hat, dass irgendetwas mit dem Argument nicht stimmt, kann man jetzt erkennen, was genau nicht stimmt. Und so kann man mit simpler Logik auf der Seite der Wissenschaft und der Wahrheit gegen widerlegbare Parolen kämpfen!
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