Viele Roboter – und fast alle kollaborativ
Auch dieses Jahr dreht es sich auf der Automatica wieder viel um kollaborative Roboter – kurz Cobots. Bei Cobots ist der Unterschied gegenüber klassischen Robotern, dass sie Drehmoment- und Kraftsensoren in den Gelenken haben. Dadurch können sie im direkten Umfeld von Menschen betrieben werden. Bei einer Kollision erkennt der Roboter, dass die Kräfte nicht so hoch sein sollten und bremst entsprechend ab. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Roboter einfach geteached, also programmiert werden können, indem der Werkzeugkopf einfach in Position gedrückt werden kann.
Kuka präsentiert dieses Konzept sehr eindrücklich in einer Demonstration, bei der Klamotten halbautomatisiert repariert werden. Dabei wird auf abgewetze Stellen der Kleidung unter Hochspannung Nanofaser-Garn aufgesprüht. In der Demonstration lehrt (teacht) der Bedienende den Roboter, an welchen Stellen eine Reparatur nötig ist. Hierfür bewegt er einfach den Roboter in die richtige Position und gibt somit an, dass er hier reparieren muss. Daraufhin wird der Bewegungsablauf errechnet und abgefahren. Da ein einzelner kleiner Roboter nicht genügend Bewegungsspielraum hat, um alle Seiten des Kleidungsstücks zu erreichen und ein größerer Roboter ein Vielfaches kosten würde, nutzt Kuka einen kleinen Trick: Das Kleidungsstück wird auf einem weiteren Roboterarm montiert, wodurch es in alle Richtungen geschwenkt werden kann, sodass alle Seiten erreicht werden können.
Messeüberblick
Was ist die Automatica?
Die Automatica ist eine jährlich stattfindende Messe in München, die intelligente Robotik und Automationstechnik vorstellt.
Einen weiteren interessanten Ansatz zum Roboter programmieren stellt Nordbo Robotics vor. Hierbei wird mit der Tracking-Ausrüstung, dem VR System von Valve, die Bewegung eines Zeigegeräts auf den Roboter kopiert. Dies verringert den Aufwand für die Programmierung von Prozessen wie beispielsweise der Lackierung erheblich, da erfahrenes Personal nur einmal ein Programm vorführen muss und infolgedessen der Prozess beliebig oft vom Roboter wiederholt werden kann.
Bemerkenswert ist auch das Cobot-System von Beckhoff. Im Gegensatz zu anderen Herstellern, bei denen vorkonfektionierte Roboter verkauft werden, bietet man hier einzelne Elemente an, welche frei zusammengestellt werden können. Auf ein Basiselement werden einfach verschiedene Gelenk-, Verlängerungs- und Werkzeugkopfelemente aufgeschraubt. Dann wird über EtherCat® das System eingelesen und an einen Kontrollrechner übertragen. Dieser weiß dann sofort, wie der Roboter aufgebaut ist und kann unverzüglich programmiert werden. Besonders hierbei ist, dass die Gelenke sich endlos drehen können und gleichzeitig fünf Stromleitungen und vier Fluidleitungen führen, was einen sehr ordentlichen und kompakten Aufbau ermöglicht.
Das Startup exoIQ stellt dieses Jahr ihr neues Oberkörper-Exoskelett vor, welches Überkopf- und Hebearbeiten stark erleichtert und Ermüdung bei wiederholenden Arbeitsschritten vermeidet. Dieses findet vorallem in Handwerk und Industrie Anwendung. Interessant hierbei ist auch, dass sich bei Anziehen der Arme über Brusthöhe eine Art Schwerelosigkeitsgefühl einstellt, da der Großteil der Last auf den Hüftgurt übertragen wird.
Es hat sich dieses Jahr wieder einmal bewahrheitet: Die Automatica hält, was sie verspricht. In einem Wald aus Roboterarmen hört man schon leise, wie die Zukunft sich anbahnt. Wir freuen uns schon auf die nächste Automatica und bleiben gespannt!
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