Dies ist der zweite Teil einer Serie. Der erste Artikel von „München macht mobil“ ist hier zu finden.
Mehr Fuß- und Radverkehr, mehr ÖPNV, mehr erneuerbare Energie und eine Neuaufteilung des öffentlichen Raums – das alles ist Teil der Vision Modellstadt 2030 für Münchens Mobilität der Zukunft. So soll Mobilität zukünftig umweltfreundlicher und das Stadtleben lebenswerter werden. Wie das gelingen kann, zeigt die Modellstadt 2030 anhand konkreter Ziele und Werkzeuge, die gemeinsam mit Experten und Bürgern erarbeitet wurden.
Doch die Modellstadt 2030 soll keine nette Wunschvorstellung, kein gutgemeinter Vorschlag, eben keine Modellstadt bleiben! Daher bedarf es noch einem offiziellen Plan. Verkehrsplanung in einer Millionenstadt wie München ist jedoch denkbar kompliziert. Vor allem der steigende Mobilitätsbedarf infolge der stetig wachsenden Bevölkerung stellt München vor große Herausforderungen. Umweltschutz, Bürgerwünsche, Techniktrends und politische Interessen miteinander zu vereinen, ist stets Problem und Lösung zugleich. Und so gibt es bei Münchens Mobilität der Zukunft noch viele offenen Baustellen, die angegangen werden müssen – nicht nur auf den Straßen:
Baustelle 1: Umwelt- und Klimaschutz
Die Stadt München soll bis 2050 weitgehend klimaneutral werden. Um den verkehrsbedingten CO2-Ausstoß (der Verkehr macht derzeit ein Drittel der CO2-Emissionen aus1) zu verringern, soll der private Autoverkehr reduziert werden, indem der öffentliche Verkehr sowie Sharing Angebote ausgebaut werden. Zudem soll die Nutzung emissionsfreier Verkehrsmittel und erneuerbarer Energie gefördert werden (Elektromobilität, Ökostrom).
Baustelle 2: Lärmschutz und Luftreinhaltung
Straßenlärm und Luftverschmutzung sollen verringert werden, indem Staus verhindert und der Verkehr reduziert wird. Im Rahmen des Bürgerbegehrens „Sauba sog i – Reinheitsgebot für Münchner Luft“ setzte sich die Initiative „Green City“ beispielsweise dafür ein, die Schadstoffbelastung durch Stickstoffdioxid (NO2) in der Luft zu senken2.
Baustelle 3: Digitalisierung, Vernetzung und Elektromobilität
Neue Entwicklungen und Technologien prägen die Mobilität der Zukunft (z.B. Autonomes Fahren). Vorrausschauende Planung und Vorbereitung sind notwendig, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Dazu zählt auch die Förderung der Elektromobilität (z.B. durch neue Ladestationen).
Baustelle 4: Verkehrssicherheit und Pendelverkehr
„Keine Toten – keine Schwerverletzten“3 oder auch „Keiner kommt um. Alle kommen an.“4, so lautet das Ziel der „Vision Zero“ für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Die Umsetzung erfolgt hier durch die Politik. Neben der Verkehrssicherheit setzt sich die Stadt München außerdem für eine bessere Vernetzung zwischen Stadt und Region ein.
Um diese Herausforderungen anzupacken, hat die Landeshauptstadt München, genauer gesagt das Referat für Stadtplanung und Bauordnung, ein Gesamtkonzept für Münchens Mobilität der Zukunft entwickelt: den Mobilitätsplan München. Der Mobilitätsplan greift die Impulse der Modellstadt 2030 auf und fasst die angestrebten Maßnahmen in sieben Bausteine zusammen5. Sie bilden die Basis für die Umsetzung der Verkehrswende in München.
„Nur mit einer gut ausgebauten und vor allem klug vernetzten Mobilität werden wir die großen Herausforderungen meistern. […] In den letzten Jahren hat der Stadtrat mehrere wegweisende Beschlüsse für eine gut vernetzte, umweltfreundliche und platzsparende Mobilität gefasst. Das wollen wir fortsetzen.“
Oberbürgermeister Dieter Reiter
Oberbürgermeister Dieter Reiter © Presseamt / Nagy6
„In dem Gesamtkonzept möchten wir alle wichtigen Maßnahmen für eine zukunftsfähige Verkehrsplanung bündeln. Wichtig ist uns dabei, dass wir es gemeinsam anpacken. Im Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern sowie den Akteuren aus der Region.“
Stadtbaurätin Elisabeth Merk
Stadtbaurätin Elisabeth Merk © Presseamt / Nagy7
Baustein 1: Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs
- neuer Hauptbahnhof
- zweite Stammstrecke
- neue Busspuren, U-Bahn und Tramlinien
- Taktverdichtung
- neue Expressbusse mit gesonderten Fahrstreifen
- On-Demand-Angebote (z.B. Rufbusse oder Sammeltaxis)
- innovative Verkehrsmittel (siehe Baustein 7)
Baustein 2: Verbesserung der Radinfrastruktur
- sichereres, fahrradfreundlicheres Straßennetz
- durchgängiger Altstadt-Radlring
- neue Radschnellverbindungen (z.B. zwischen Stachus, Unterschleißheim und Garching)
Baustein 3: Neue Angebote für den Stadt-Umland-Pendelverkehr
- Förderung multi- und intermodaler Konzepte (siehe Artikel 1)
- P&R-Anlagen an Autobahnen und Haupteinfallstraßen
- Expressbusse in die Innenstadt
- „High-occupancy vehicle lanes“ (Sonderspuren für Fahrzeugen mit mehreren Insassen)
- Sharing- und On-Demand-Dienste für die „erste“ und „letzte“ Meile
Baustein 4: „Autofreie“ Altstadt und autoreduzierte Innenstadt
- neue Parkreglungen
- weniger Stellplätze
- verkehrsberuhigte Zonen
- mehr Raum für Rad-, Fuß- und öffentlichen Nahverkehr
- mehr Grün- und Freiflächen
- effiziente City-Logistikkonzepte für den Liefer- und Ladeverkehr
Baustein 5: Mobilitätskonzepte
- lebendige, ausgewogene Nutzungsstruktur
- Angebote des täglichen Bedarfs im Wohnumfeld („kurze Wege“)
- gute Erschließung mit ÖPNV, Car- und Bike-Sharing-Angeboten
- Leben ohne eigenes Auto
Baustein 6: Innovative Verkehrsmittel
- automatisiertes, vernetztes Fahren
- Seilbahn über dem Frankfurter Ring
Einige Vorhaben wie der neue Hauptbahnhof und die zweite Stammstrecke befinden sich bereits im Bau. Für andere, z.B. den Münchner Radschnellweg in den Norden, liegen zumindest feste Pläne vor. Bei wieder anderen handelt es sich bisher nur um Vorschläge und Optionen, die es zu prüfen gilt. Darunter auch die Seilbahn über den Frankfurter Ring, zu der aktuell eine Machbarkeitsstudie durchgeführt wird8. Und so ist ein Großteil der Fragen und Entscheidungen hinsichtlich der praktischen Gestaltung noch offen. Die Weiterentwicklung der Mobilität ist keineswegs vorbestimmt, die Mobilität der Zukunft keine beschlossene Sache. Der Mobilitätsplan München mit seinen sieben Bausteinen ist keine fixe Checkliste, sondern dient lediglich als Leitfaden für zukünftige Entscheidungen und Projekte. Um zwei dieser Projekte – City2Share und Smarter Together – wird es in meinem nächsten Artikel gehen.
Quellen
[1] https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Verkehrsplanung/Mobilitaetsplan.html
[2] https://www.greencity.de/projekt/muenchner-buergerbegehren-sauba-sog-i/
[3] http://www.isa-verkehrssicherheit.de/download/183180.vision_zero_mehr_verkehrssicherheit_frak.pdf
[4] https://www.dvr.de/dvr/vision-zero/
[5] https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Verkehrsplanung/Zukunft.html
[6] https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtpolitik/Stadtspitze/OB_Dieter_Reiter.html
[7] https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Veranstaltungen/Zukunft-findet-Stadt/2019/Presse.html
[8] https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Verkehrsplanung/Oeffentlicher-Personennahverkehr/Seilbahn.html
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