Folgenschwerer Rückzug

Im Russisch-österreichischen Türkenkrieg von 1787 bis 1792 ereigneten sich Kuriositäten, die sich in der Geschichte so wahrscheinlich nicht wiederholen werden:
Es geschah eines nachts 1788, als die russisch-österreichische Armee sich ein Lager am Ufer des Flusses Timis bei Karánsebes, im heutigen Rumänien, aufgeschlagen hatte. Die österreichische Armee bestand zu diesem Zeitpunkt aus Soldaten verschiedenster Volksgruppierungen, die sich teilweise nicht gegenseitig verstehen konnten, was in dieser Nacht zu größeren Problemen führen sollte…

An diesem Abend trafen einige Husaren der Kavallerie auf rumänische Händler, von denen sie sich überreden ließen, fässerweise Schnaps zu kaufen. Diese wurden natürlich sofort zu Genüge verkostetet. Die Kavallerie war den anderen Streitkräften schon über den Fluss vorausgeeilt, wahrscheinlich um die Gegend auszukundschaften.

Sinnbild: Russische Rakete feuert auf eigenen Stützpunkt, Juni 2022, Bild: Twitter

Nachdem die Infanterie ebenfalls den Handelsort erreichte, verlangte diese einige der gekauften Fässer für sich. Die Kavalleristen lehnte das selbstverständlich ab, was beim vorherrschenden Alkoholpegel zu einer Rauferei zwischen den Gruppen führte. Im Eifer des Gefechts erlaubte sich ein Soldat einen Spaß und schrie: „Turci, Turci!“ (zu dt.: Türken, Türken!) und feuerte einige Schüsse ab. Entgegen der Absicht des Soldaten breitete sich eine allgemeine Panik aus, und ein regelrechtes Gefecht begann unter den Soldaten in der Dunkelheit. Einige österreichische Offiziere bemerkten das wirre drunter und drüber und versuchten mit „Halt!“-Rufen Ordnung ins Geschehen zu bringen. Zuwider der guten Intention wurden die Befehle von den nicht deutschsprachigen Soldaten auch noch als „Allah!“- Rufe missverstanden. Jetzt war es also für die meisten wirklich so weit, dass sie an einen türkischen Angriff glaubten. Die Unruhe verschärfte sich immer mehr und mehr und die Soldaten flohen in alle Richtungen vor den scheinbar anrückenden Osmanen. Als die im Lager verbliebenden Offiziere das hektische Einstürmen der eigenen Soldaten bemerkten, befahlen diese Artilleriefeuer – auf die eigenen Soldaten, bis sich schließlich die gesamte Armee zurückzog und in Sicherheit begab.

Osmanische Armee 1788, Bild: Wikimedia

Einige Tage später fand die türkische Armee eine seltsame Szenerie vor: rund 10.000 Verletzte und Tote, verstreut über weite Flächen, die allesamt nur dem Eigenbeschuss verdanken zu waren. Zwar ist die historische Sachlage des Vorfalls nicht hundertprozentig geklärt, man kann dem Vorfall aber eine schöne Lehre entziehen.

Quellen

https://de.wikibrief.org/wiki/Battle_of_Kar%C3%A1nsebes

https://military-history.fandom.com/wiki/Battle_of_Kar%C3%A1nsebes

https://allthatsinteresting.com

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kaffeelehrstuhlserie

Kaffeelehrstuhlserie

Wo gibt‘s die beste Crema? Lehrstuhl für Anlagen- und Prozesstechnik Die Preisstruktur des Kaffees am APT-Lehrstuhl Kaffee Der Kaffee beim APT ist rund, aber eher mild. Mit dem vorhanden Milchschäumer lässt sich auch Cappuccino und Latte Macchiato machen, mit sehr...

Vertrauen ins Bauen

Vertrauen ins Bauen

Eindrücke der bauma 2022 Bei diesem Anblick geht vielen MWler*innen das Herz auf. Diejenigen, die sich seit klein auf hierfür interessieren kommen nicht nur auf ihre Kosten, sondern haben vielleicht auch ihren Maschinenbauspaß des Jahres: Riesenkräne, Riesenbagger,...

Messebesuch auf der ILA

Messebesuch auf der ILA

Passend zur Messewoche mit IKOM und LOIFT im Juni war die Internationale Luft- und Raumfahrausstellung (ILA) am Wochenende davor für private Besucher*innen offen. Die ILA Berlin ist eine der größten Luft- und Raumfahrtmessen der Welt und vermutlich für viele...

Newsletter!

3 x im Semester schicken wir euch ein Update über die neuesten Artikel und einen Ausblick auf die kommenden! Meldet euch für den Newsletter an, um keine Reisswolfausgabe zu verpassen!