„Schwankungen im Klima gab es schon immer! Außerdem schneit es extrem und es ist kalt, also kann es ja keine Klimaerwärmung geben! “
Was soll man dagegen schon sagen?! Im ersten Moment muss man sich erst einmal fassen und das Entsetzen runterschlucken, was einem auf der Zunge liegt. Und dann versucht man sich irgendeine der 100 Studien, wissenschaftlichen Artikel und Vorträge ins Gedächtnis zu rufen, die diese Aussage entkräften könnten. Und wenn man sich tatsächlich an den einen Artikel erinnern kann, ist der Klimagegner schon höchst wahrscheinlich mit einem zufriedenen Lächeln als Sieger aus der Diskussion hervorgegangen.
Aber muss das so sein? Ganz offensichtlich liegt die Wahrheit auf der eigenen Seite, also warum schaffen es Klimaleugner, Rassisten und Impfgegner scheinbar die besseren Argumente zu haben? Scheinbar ist hier das Stichwort, denn scheinbar ist nicht anscheinend. Scheinbar ist, wenn etwas nur so scheint, aber eigentlich nicht so ist. Wenn man die Argumente mit etwas Logik zerlegt, tun sich tiefe Schluchten an Widersprüchen, Unvollständigkeit und Übersimplifizierung auf. Verfällt man bei einer solchen Diskussion in eine Verteidigungshaltung, dann kann man nur versuchen, mit Gegenargumenten der anderen Person etwas entgegenzuhalten. Aber für Gegenargumente ist ein enormes und spezifisches Wissen erforderlich, und das ist nicht immer abrufbar. Daher empfiehlt es sich stattdessen, die Argumente der Diskussionspartner mithilfe von Logik elegant zu entkräften. Das funktioniert immer und man braucht kein Hintergrundwissen, nur das hier folgende Flowchart!
Stärkung der eigenen Position
Bevor man lautstark zu diskutieren anfängt, ist es grundsätzlich wichtig, sich seiner eigenen Position bewusst zu werden. Was denke ich darüber? Was sind meine Werte? Was gefällt mir oder gefällt mir nicht? Wenn man den eigenen Standpunkt gefunden hat, ist es genauso wichtig, diesen zu stärken. Eine Möglichkeit dafür ist die sogenannte kognitive Impfung. Man kann toxische Ideen in einer Analogie als Viren betrachten: Setzt man sich einer schwachen Dosis dieser Viren-Idee aus, stärkt das den eigenen Standpunkt, genauso wie eine Impfung das eigene Immunsystem stärkt. Konkret hilft es, sich mit schwachen Argumenten der gegnerischen Seite zu beschäftigen, denn diese sind leicht zu entkräften. Hat man dann die Gegenargumente beseitigt, dann stärkt das auch die eigene Meinung. Und mit einer gestärkten Position lässt es sich viel einfacher argumentieren.
Der Aufbau eines Arguments
Grundsätzlich besteht ein Argument aus einer oder mehreren Prämissen, also Annahmen, und einer Konklusion, also Schlussfolgerung. Sind die Prämissen richtig, wächst die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Konklusion richtig ist. Ob die Konklusion richtig ist, hängt vom Zusammenhang von Prämisse und Konklusion ab. Bei einem induktiv schwachen Argument ist der Zusammenhang gering und somit auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Konklusion richtig ist.
Beispiel:
Prämisse: Ich weiß, wie eine Schraube aussieht.
Konklusion: In einem Auto sind Schrauben verbaut.
Hier ist kein Zusammenhang zwischen Prämisse und Konklusion zu erkennen und deswegen kann (rein logisch) nicht garantiert werden, dass die Konklusion stimmt.
Bei einem induktiv starken Argument hingegen ist der Zusammenhang zwischen Prämisse und Konklusion stark und somit die Wahrscheinlichkeit, dass die Konklusion richtig ist, erhöht.
Beispiel:
Prämisse 1: Alle Schrauben, die ich in meinem Leben gesehen habe, waren aus Metall.
Prämisse 2: Im Tabellenbuch sind alle Schrauben aus Metall.
Konklusion: Es gibt keine Schrauben aus Holz.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es keine Schrauben aus Holz gibt, ist also schon recht hoch. Aber nur, weil ich noch nie eine hölzerne Schraube gesehen habe, bedeutet das ja nicht unbedingt, dass es keine gibt. Deswegen ist es am besten, wenn das Argument nicht induktiv, sondern deduktiv ist. Das bedeutet, dass die Konklusion unbedingt aus den Prämissen folgt und es keine andere geben kann.
Beispiel:
Prämisse 1: Alle Schrauben sind aus Metall.
Prämisse 2: Der Gegenstand in meiner Hand ist aus Holz.
Konklusion: Ich halte keine Schraube in meiner Hand.
Nach diesen terminologischen Grundlagen können wir uns nun daran machen, Argumente logisch auseinander zu nehmen. Die folgende Anleitung ist aus dem Paper „Deconstructing climate misinformation to identify reasoning errors“ von John Cook, Peter Ellerton und David Kinkead.
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