Energiewende an der TU München

Der Klimawandel hat bereits jetzt spürbare Auswirkungen auf unseren Planeten, wie beispielsweise steigende Temperaturen, Dürren, vermehrte Naturkatastrophen und das Abschmelzen von Gletschern und Eisflächen. Deutschland hat sich deshalb dazu verpflichtet, Klimaneutralität im Jahr 2045 zu erreichen, der bayrische Freistaat will dies schon 2040 realisiert haben. Man sollte meinen, Universitäten seien in dieser Hinsicht Vorbilder und eine Blaupause für Unternehmen, die an Universitätsstandorten die Energiewende erleben könnten und sich klimafreundliche Infrastrukturplanung und Energiemanagement abschauen könnten. Unsere TU München hat hier noch einen weiten Weg zu gehen: Sowohl die Stromversorgung als auch Wärmeversorgung basiert größtenteils auf fossilem und teuren Gas.

Symbolbild: Von wegen erneuerbare Energien: Die TU München deckt aktuell noch 100% des Wärmebedarfs und 40-50% des Strombedarfs am Campus Garching mit fossilem, teuren Gas (Studie Clean Tech Campus Garching, Abschlussbericht, Seite 8). Von den benötigten 65 GWh Wärmebedarf pro Jahr können weniger als 15 GWh durch Abwärme des LRZs abgedeckt werden (Gespräch Solarcampus mit LRZ Mitarbeitern, Ende 2022). Ob für die verbleibenden 50 GWh schon eine Lösung erarbeitet wird, ist nicht transparent ersichtlich.
Die hohen jährlichen Gasrechnungen zahlt der bayrische Freistaat. Dies versichert der Bayrische Minister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume in diesem Artikel.

Photovoltaik auf den Dächern der TUM: nach vielen Ankündigungen noch keine konkreten Fortschritte

Weiterhin gibt es an der TU München keine konkreten Fortschritte bezüglich Photovoltaikanlagen für die Erzeugung relevanter Mengen erneuerbarer Energie. Der Bedarf ist aber groß: Allein der Campus Garching verbraucht jährlich etwa 70 GWh Strom (CleanTechCampus Garching, Abschlussbericht) . Seit neuestem kann man zwar hier Informationen über kleine Photovoltaikanlagen der TU München finden, diese wurden jedoch 2013 errichtet, haben nur eine Gesamtleistung von 76 kW und erzeugen somit im Jahr nur etwa 0,07 GWh Strom (0,1 % des oben genannten Verbrauchs).

Dass keine angemessen großen Photovoltaikanlagen zur billigen Stromerzeugung genutzt werden, ist aus ökonomischer und ökologischer Sicht sehr bedauernswert. Der erzeugte Strom aus Photovoltaikanlagen würde durch den hohen Stromverbrauch der Universität direkt am Campus verbraucht werden. Dadurch sind die Erzeugungs- bzw. Verbraucherkosten sehr gering, weil verschiedene Abgaben an den Staat bzw. den Netzbetreiber vermieden werden können. Nach wenigen Jahren hätten sich Anlagen amortisiert und würden der Universität jährlich Energie und damit Kosten sparen. Das können bei dem großen Stromverbrauch der Universität mehrere Hunderttausend Euro pro Jahr sein.

Auch aus sozialer Sicht wäre es schön, wenn die Universität ihren Beitrag zur Energiewende leisten würde und durch Photovoltaikanlagen weniger Strom aus dem Netz beziehen müsste. Nicht nur die Studierenden sind von den hohen Stromkosten belastet. Hätten wir mehr erneuerbare Energie, müssten teure Gaskraftwerke in Deutschland seltener zugeschaltet werden und am Strommarkt würden den Verbraucherinnen und Verbrauchern in Bayern und ganz Deutschland günstigere Preise zugutekommen. Natürlich ist der Einfluss unserer Universität an dieser Stelle nicht groß, dennoch ist es in Zeiten einer Energiekrise nicht zu vermitteln, dass eine Exzellenzuniversität die Energiewende nicht aktiv mitgestaltet und vorantreibt.

Geduld durchaus auf die Probe gestellt

Seit mehr als 2 Jahren versuchen wir (Solarcampus Bayern, unterstützt von #Hochdruck und in Zusammenarbeit mit dem Referat für Umwelt der Studentischen Vertretung) schon konstruktiv, große Photovoltaikanlagen auf den Dächern unserer Universität zu ermöglichen. Dem Gebäudemanagement haben wir verschiedene Betriebsmodelle vorgeschlagen (selbst investieren, Anlagen mieten, Dachflächen vermieten), in den zuständigen Ministerien für Unterstützung geworben, die Studie zur Energieversorgung am Campus Garching ausgewertet (Clean Tech Campus Garching), verschiedene Firmen nach fachlicher und finanzieller Unterstützung gefragt und mit mehreren Professoren von unserer, aber auch von anderen Universitäten Rahmenbedingungen besprochen, damit keine Details verloren gehen bzw. keine wichtigen Einflussfaktoren außer Acht gelassen werden.

Trotzdem war es uns bis jetzt nicht möglich, Photovoltaikanlagen zu ermöglichen. Das liegt unserer Meinung nach am fehlenden Willen unserer Universität bzw. dem des Gebäudemanagements und des Kanzlers unserer Universität, Herr Berger.

Im November letzten Jahres wurde versprochen, in den nächsten Wochen erste Ausschreibungen für die Errichtung von Photovoltaikanlagen zu veröffentlichen. Dies kann man auch in diesem Artikel der Süddeutschen Zeitung nachlesen. Bis jetzt sind uns diesbezüglich keine Fortschritte bekannt. Seitdem das Gebäudemanagement dieses Versprechen nicht einhalten konnte, bekommen wir auch keine Antwort auf Anfragen, konstruktive Gespräche mit der Gebäudeverwaltung werden aktuell nicht geführt, entsprechende Anfragen können offensichtlich nicht bearbeitet werden.

Deshalb müssen wir uns aktuell mit Öffentlichkeitsarbeit zufriedengeben und können keinen inhaltlichen Beitrag für das Gebäudemanagement leisten.

Solarcampus Bayern auf Energieexkursion am FIM in Augsburg: Wie intelligentes Energiemanagement und Sektorkopplung realisiert und digital abgebildet werden kann, konnten wir in Augsburg erfahren. Herrn Professor Buhl und seinen MitarbeiterInnen ist es mit großem Engagement gelungen, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des etwa 15-Stöckigen Hochhauses in Augsburg zu realisieren. Für sein Engagement für eine schnellere Energiewende bedanken wir uns bei Herrn Professor Buhl.

Photovoltaikanlagen sind nur ein erster Schritt zu mehr Klimaschutz

Wir haben bewusst Photovoltaikanlagen als einen Schritt zu mehr Klimaschutz vorgeschlagen, weil günstiger und klimafreundlicher Strom eine gute Ausgangsposition für andere Klimaschutzmaßnahmen bietet. Elektroautos können mit erneuerbarer Energie klimafreundlich geladen werden. Wärmepumpen (bzw. Geothermie) können mit erneuerbarem Strom effizient und sauber Wärme bereitstellen. Für die Wärmewende muss in absehbarer Zeit auch die Wärmeplanung der TUM grundlegend angegangen werden. Die Wärmeversorgung wird vermutlich zu großen Teilen strombasiert werden, Photovoltaikanlagen wären ein sinnvoller erster Schritt vor der Umstellung der Wärmeversorgung. Deshalb haben wir vor 2 Jahren angefangen, Photovoltaikanlagen bei verschiedenen Stakeholdern anzusprechen, mit dem Ziel, diese möglichst bald ermöglichen zu können.

Dass es nicht möglich ist, eine relativ einfache Maßnahme wie Photovoltaikanlagen auf den Dächern in vertretbarer Zeit zu organisieren, lässt uns mit großen Bedenken auf weitere größere Klimaschutzmaßnahmen (wie z.B. Wärme- und Mobilitätsplanung) blicken.

Photovoltaik auf den Dächern wäre ein erster Schritt. Auch Parkplätze könnten mit Photovoltaik ausgestattet werden, in einigen Bundesländern ist dies schon Pflicht bei neuen Parkplätzen. Mit dem sauberen, günstigen Strom können Elektroautos geladen und Wärmepumpen betrieben werden. Falls die Universität nicht selbst in PV-Anlagen investieren will, können die Flächen auch ausgeschrieben werden, dann kann eine Firma wie z.B. Baywa.re die Parkplätze mit Photovoltaik ausstatten.

Herr Dr. Söder verspricht Windkraft für unsere Universität

Vor wenigen Wochen war Ministerpräsident Dr. Markus Söder an unserer Universität zu Besuch und versprach Windkraftanlagen in der Nähe unseres Campus Garching. Dieses Angebot freut uns sehr, wir werden in Kürze die Rahmenbedingungen und den aktuellen Stand dazu abklären. In der Studie “Bayernplan Energie 2040” der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) kann man nachlesen, wie kraftvoll die Energiewende jetzt vorangetrieben werden muss. Konkret müssen in Bayern jede Woche bis 2040 mindestens 2 Windräder und etwa 55 Fußballfelder mit Photovoltaik dazu gebaut werden, wenn Klimaneutralität 2040 erreicht werden soll (Bayernplan Energie 2040, Abschlussbericht, Seite 8). Wir wollen dafür sorgen, dass unsere Universität einen Beitrag dazu leistet. 

Vizepräsident für Nachhaltigkeit noch nicht lange im Amt

Über die Ernennung von Herrn Professor Dr. Lang als Vizepräsident für Sustainable Transformation haben wir uns außerordentlich gefreut. Wir können uns vorstellen, dass er die Nachhaltigkeit an unserer Universität relevant voranbringen will und wird. Explizit hoffen wir, dass er alle nötige Unterstützung bekommt, die er braucht, um energiebedingte Emissionen, aber auch prozessbedingte Emissionen auf null zu senken und zusätzlich die Nachhaltigkeit in allen Bereichen der Universität zu stärken. Dass Herr Lang dies zusätzlich zu allen anderen Aufgaben, die er seit langem für die TU München übernimmt, stemmen soll, verwundert uns. Bezüglich der Relevanz dieser Aufgabe müssen hier zeitliche Kapazitäten geschaffen werden.  Leider müssen wir feststellen, dass man uns in der Vergangenheit immer wieder Dinge versprochen hat, die dann nicht eingehalten wurden (z.B. Photovoltaikanlagen Ausschreibung Ende 2022, jetzt noch nicht veröffentlicht, siehe Süddeutsche Zeitung). Deshalb werden wir nicht aufhören, den Druck zu erhöhen – der Bayernplan Energie 2040 zeigt eindeutig, dass wir keine Zeit mehr zu verlieren haben.

Bayernplan Energie 2040: Vier Szenarien beleuchten mögliche Transformationspfade zu einem klimaneutralen Bayern 2040. Die Zusammenfassung und die komplette Studie kann hier heruntergeladen werden. Eine Erkenntnis der Studie ist: Es braucht deutlich mehr Tempo in allen Handlungsfeldern (Zitat Zusammenfassung Seite 7: “Klimaneutrales Bayern in 2040: Was braucht’s? Tempo! Tempo, Tempo, Tempo – Sofortige Beschleunigung der Transformation in allen Sektoren”).

Konzentration auf Öffentlichkeitsarbeit

Eines der regelmäßig kontaktierten bayrischen Ministerien hat uns nun empfohlen, den Druck auf die TU und speziell das Gebäudemanagement zu erhöhen. Weil wir durch fehlende Gesprächsbereitschaft seitens der Gebäudeverwaltung der TUM inhaltlich aktuell tatsächlich keinen Beitrag leisten können, werden wir dieser Empfehlung jetzt nachkommen. Wir werden die politische Ebene noch mehr mit einbeziehen und versuchen, öffentlichkeitswirksam auf die fehlende Erzeugung erneuerbarer Energie an der TU München hinzuweisen. Natürlich würden wir uns sehr freuen, wenn wir schon bald zu inhaltlicher Zusammenarbeit zurückkehren könnten. Dass wir als Studierende vom Ministerium zu diesem Schritt ermuntert werden und nicht das Ministerium selbst kraftvoll den Photovoltaikausbau an bayrischen Universitäten vorantreibt, bedauern wir.

Zum Abschluss der Hinweis, dass im Juni Workshops zur Klimaschutzstrategie der TUM stattfinden werden, durchgeführt durch die Klimaschutzmanager*innen des Sustainability Office. Studierende, aber auch Mitarbeitende der TUM können sich bis zum 31. Mai hier anmelden, Informationen dazu gibt es hier. Wir hoffen sehr, dass nicht nur interessierte MitarbeiterInnen und ProfessorInnen teilnehmen, sondern auch das Gebäudemanagement und der Kanzler der TUM sich ausführlich mit den angestrebten Maßnahmen für eine klimaschützende Transformation auseinandersetzen.

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